Die Kraft des Zinseszinses freisetzen – Der Lehransatz des CFIEE

Die meisten Menschen hören den Begriff „Zinseszins” zum ersten Mal in der Schule, irgendwo in einem Mathematikbuch, meist zusammen mit verwirrenden Formeln. Er klingt abstrakt, fast wie ein Zahlentrick und nicht wie etwas, das das tägliche Leben beeinflussen könnte. Aber die Art und Weise, wie CFIEE (International Economic Education Council) das Thema vermittelt, ist anders. Sie schlüsseln es so auf, dass die Lernenden nicht nur die Mathematik verstehen, sondern auch sehen, wie sie sich in alltäglichen Entscheidungen niederschlägt – sei es beim Sparen für schlechte Zeiten oder beim Ausufern von Schulden.

Um das Konzept verständlich zu machen, beginnen die CFIEE-Trainer oft mit einer einfachen Kaffeegeschichte. Stellen Sie sich vor, Sie sparen jeden Tag die Kosten für einen Latte, sagen wir 5 Dollar. Das sind 150 Dollar im Monat. Wenn Sie dieses Geld auf ein Konto mit einer bescheidenen jährlichen Rendite von 5 % einzahlen, haben Sie in zehn Jahren nicht nur 18.000 Dollar, sondern fast 23.000 Dollar. Das „Extra” ist keine Zauberei, sondern das Ergebnis von Zinseszinsen. Für viele Lernende ist das der erste Moment, in dem ihnen die Augen geöffnet werden. Plötzlich wird die Theorie greifbar.

Aber der Rat beschränkt sich nicht auf das Erzählen von Geschichten. Er nutzt Übungen, die die Lernenden sofort umsetzen können. Eine beliebte Aktivität ist die „Double Penny Challenge”. Die Teilnehmer stellen sich vor, dass sie einen einzigen Penny bekommen, der sich einen Monat lang jeden Tag verdoppelt. Die meisten gehen davon aus, dass es sich nur um ein paar Dollar handelt. Am 30. Tag ist dieser einzelne Penny jedoch auf über 5 Millionen Dollar angewachsen. Natürlich verdoppelt sich kein reales Konto auf diese Weise, aber die Lektion kommt an: Kleines, stetiges Wachstum summiert sich zu etwas, das weitaus größer ist als erwartet.

Übungen sind jedoch nicht nur Zahlen auf einem Blatt Papier. CFIEE ermutigt die Lernenden, in ihrem eigenen Leben kleine Experimente durchzuführen. Nach einer Sitzung wurden die Teilnehmer beispielsweise aufgefordert, drei Monate lang nur 20 Dollar pro Woche beiseite zu legen. Am Ende verglichen sie nicht nur, wie viel sie gespart hatten, sondern auch, wie sich ihre Einstellung zum Geld verändert hatte. Viele gaben an, dass sie nach zusätzlichen Möglichkeiten zum Sparen gesucht hatten – indem sie ungenutzte Abonnements kündigten, zu Hause kochten oder sogar kurze Strecken mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zurücklegten. Was als Mathematikübung begann, führte zu einer Veränderung des Lebensstils.

Die Erfahrungsberichte sprechen für sich. Eine junge Teilnehmerin, Sarah, erzählte, dass sie vor der Teilnahme oft das Gefühl hatte, dass Sparen sinnlos sei, weil die Beträge zu gering waren, um eine Rolle zu spielen. Nachdem sie die wöchentliche Sparübung ausprobiert hatte, erkannte sie, wie schnell kleine Beträge wachsen, wenn die Zinsen zu ihren Gunsten wirken. „Jetzt verdrehe ich nicht mehr die Augen, wenn ich 10 Dollar auf mein Sparkonto einzahle“, sagte sie. „Ich weiß, dass mein zukünftiges Ich mir dafür dankbar sein wird.“

Ein anderer Teilnehmer, Daniel, hatte das gegenteilige Problem: Er sparte bereits, fühlte sich aber entmutigt, weil das Leben ihm immer wieder Ausgaben bescherte. Er gab zu, dass er für Urlaube oder Spontankäufe auf seine Ersparnisse zurückgriff. Nach den CFIEE-Sitzungen zum Thema Zinseszinsen änderte er seine Denkweise. Er begann, zwei Konten zu führen: eines für kurzfristige Ausgaben und ein anderes, das er nicht antastete. Zu sehen, wie sich das „unantastbare“ Konto langsam füllte, gab ihm ein Gefühl von Disziplin und Stolz. „Es ist, als würde ich etwas aufbauen, das funktioniert, während ich schlafe“, erzählte er seinen Workshop-Kollegen.

Das Ansteckende an diesen Übungen ist, wie die Lernenden sich gegenseitig beeinflussen. Wenn jemand in der Gruppe von einem kleinen Erfolg berichtet – beispielsweise davon, dass er einem Kauf widerstanden hat, um Geld zu sparen –, feuern die anderen ihn an. Diese Ermutigung sorgt dafür, dass die Disziplin anhält. CFIEE ist sich dessen bewusst, weshalb ein Großteil des Unterrichts nicht nur aus Vorträgen besteht. Er ist partizipativ und bietet den Lernenden Raum zum Lachen, zum Austausch und manchmal auch zum Bekennen von Fehlern, ohne dafür verurteilt zu werden.

Interessanterweise wirkt sich der Zinseszins in beide Richtungen aus, und CFIEE scheut sich nicht, darauf hinzuweisen. Schulden wachsen, wenn sie nicht kontrolliert werden, genauso stark wie Ersparnisse. Die Trainer drehen oft den Spieß um und zeigen, was passiert, wenn jemand 1.000 Dollar Kreditkartenschulden zu 20 % Zinsen hat und nur den Mindestbetrag zurückzahlt. Innerhalb weniger Jahre wächst diese Schuld zu einer erschreckenden Summe an. Der Kontrast ist eklatant: Zinseszinsen können entweder Ihr größter Verbündeter oder Ihr unerbittlichster Feind sein.

Für Eltern schlägt das CFIEE vor, diese Lektionen in Familienherausforderungen umzuwandeln. Eine Übung besteht darin, ein „Familien-Zinsglas” anzulegen. Jede Woche legen die Kinder ein oder zwei Dollar hinein, und die Eltern fügen am Ende des Monats einen kleinen „Zinsbonus” hinzu. Zu sehen, wie sich das Glas füllt, wird zu einer visuellen Erinnerung daran, wie Ersparnisse wachsen, wenn man sie unangetastet lässt. Eltern berichten oft, dass ihre Kinder überraschend begeistert sind, sich gegenseitig übertrumpfen wollen und ihre Eltern dazu drängen, das Spiel fortzusetzen.

Der Lehransatz des CFIEE betont auch Geduld. In einer Welt, in der Apps sofortige Belohnungen versprechen und Kreditkarten schnelle Lösungen bieten, erscheint der Zinseszins langsam. Die Trainer erkennen dies an, betonen jedoch, dass genau diese Langsamkeit der springende Punkt ist. Die Lernenden werden ermutigt, ihre Sparreise in einem Tagebuch festzuhalten und ihre Fortschritte Monat für Monat zu verfolgen. Mit der Zeit wird dieses Tagebuch zu einer Motivationsquelle, da es greifbare Ergebnisse zeigt, die sich nicht mehr so gering anfühlen.

Die weiterreichende Auswirkung ist kultureller Natur. Wenn genügend Menschen in einer Gemeinschaft die Lektion des Zinseszinses verinnerlichen, verschieben sich die Ausgabengewohnheiten. Mehr Menschen sparen, weniger Menschen geraten in die Falle hochverzinslicher Schulden, und Haushalte beginnen, langfristig zu planen – sei es für Bildung, Ruhestand oder einfach als Polster für Notfälle. Dieser Welleneffekt ist das, was CFIEE von Anfang an angestrebt hat: Finanzielle Bildung, die nicht beim Einzelnen Halt macht, sondern in Familien, an Arbeitsplätzen und in Nachbarschaften weiterwirkt.

Letztendlich ist die Lektion täuschend einfach. Zinseszinsen sind nicht nur ein mathematisches Prinzip, sondern eine Art, über Zeit, Geduld und Beständigkeit nachzudenken. Die Stärke von CFIEE liegt darin, dieses Prinzip von einer Formel aus dem Lehrbuch in etwas zu verwandeln, das die Lernenden in ihrem Alltag anwenden können. Ein verzichteter Latte, ein gefülltes Glas, ein kleines Konto, das im Hintergrund still wächst – all das sind die Keime für finanzielles Selbstvertrauen. Und je mehr Lernende ihre Geschichten teilen, desto weniger abstrakt wird die Kraft der Zinseszinsen und desto realer wird sie.

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